Wer wird Burgdorfer Schützenkönig? Die Geneiter rufen zum Schießwettbewerb auf
Für die Burgdorfer Schützen ist heute wohl der wichtigste Tag des Jahres. Anlässlich des Volks- und Schützenfestes geht es in den finalen Wettbewerb um die Königswürden. Am heutigen Freitagmorgen, 21. Juni 2024, waren die Geneiter in der Stadt unterwegs und riefen zum Schießen um die Königswürden auf.
Bereits um 5 Uhr trafen sich die Geneiter im Gasthaus Haase in der Lehrter Straße. Die Geneiter, das sind der Ausrufer Bernd "Catcher" Kronfeld, zwei Stadtsoldaten, zwei Bärenfänger sowie der Scheibenträger, der die Geiterscheibe, auf die die Schützen symbolisch schießen müssen, trägt. Begleitet wurden sie von zwei Mitgliedern des Schützenvorstands sowie zwei Musikern des Spielmannszuges der Burgdorfer Schützengesellschaft.
Nach einem stärkenden Frühstück und einem Dank bei Merit Schewe vom Gasthaus Haase ging es zunächst auf die Lehrter Straße, wo Bernd Kronfeld nach den sechs Böllerschüssen zum ersten Mal zum Schießen aufrief. Traditionell im Burgdorfer Plattdeutsch. Anschließend ging es mit einem Planwagen zum 1. Vorsitzenden Jörg Hoppe, der bereits auf der Straße auf die Geneiter wartete, und auch dort alle Bürger der Stadt zum Schießen aufrief. Weitere Stationen für die Gruppe waren ein Besuch bei Burgdorfs Bürgermeister Armin Pollehn sowie vor dem Schützenheim, wo bereits viele Schützen auf die Geneiter warteten. An mehreren weiteren Orten in der Stadt rief er dann mehrmals aus.
Bernd Kronfeld ist seit 2001 der Ausrufer der Geneiter und ist auch über die Grenzen Burgdorf hinaus bekannt. Im vergangenen Jahr holte er den 3. Platz bei den Deutschen Meisterschaften der Ausrufer unter 17 Teilnehmern. "In diesem Jahr will ich Deutscher Meister werden", hat er sich als Ziel gesteckt. Er ist aber nicht nur begabt im traditionellen Ausrufen, sondern weiß auch vieles über die besondere Burgdorfer Tradition.
Diese ist schon älter als die Schützengesellschaft, die 2018 das 425. Volks- und Schützenfest feierte. Zu früheren Zeiten mussten sich die Bürger der Stadt selbst um die Verteidigung kümmern. Einmal im Jahr wurde dann der beste Schütze ermittelt. Diese Tradition führen fast alle Schützenvereine fort. Dass ein König nicht im Vorfeld, sondern direkt während des Schützenfestes ermittelt wird, ist dagegen eher ungewöhnlich. Eine weitere Besonderheit hält Burgdorf zudem parat: Jeder Einwohner Burgdorfs darf als so genannter Pahlbürger beim Schießwettbewerb mitmachen. Pahlbürger, das waren früher Personen, die sich tagsüber in der befestigten Stadt aufhalten durften, aber vor dem Schließen der Stadttore diese wieder verlassen mussten und somit nicht als Einwohner der Stadt galten.
So gilt sei jeher: Nach dem Ausrufen treffen sich alle, die um die Königswürde schießen wollen, vor dem Rathaus und marschieren dann gemeinsam zum Schießstand. Nur wer diesen Umzug mitgemacht hat, ist berechtigt, am Schießen teilzunehmen. Früher kam schon einmal vor, dass jemand mittendrin austreten musste. Wurde er dabei erwischt, war es das mit der Teilnahme am Wettbewerb.
Bis 15 Uhr haben die Schützen nun Zeit, sich auf dem Schießstand in der Straße An der Bleiche zu messen. Danach werden die beiden Könige bekannt gegeben. Dies sind der König Freihand, auch König 1. Tag genannt, und der König Auflage, der König 2. Tag. Anschließend werden die beiden Könige mit musikalischer Begleitung nach Hause gebracht.
Die Proklamation aller Majestäten findet am heutigen Abend im Festzelt ab 21 Uhr statt.