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Mai-Kundgebungen in Lehrte und Hänigsen werden gut besucht

[LEHRTE/UETZE]

Der 1. Mai ist traditionell der Tag, an dem die Gewerkschaften zu ihren Mai-Kundgebungen aufrufen. In diesem Jahr standen diese unter dem Motto „Zeit für mehr Solidarität“. Der AltkreisBlitz hat die Veranstaltungen des DGB-Ortskartells in Lehrte wie auch des DGB Ortsverbandes Burgdorf/Uetze besucht.. Schon beim ökumenischen Gottesdienst um 10 Uhr, mit dem die Mai-Kundgebung des veranstaltenden DGB in Lehrte am heutigen Sonntag begannen, waren viele Besucher gekommen. Und die beiden Geistlichen, Pfarrer Roman Blasikiewicz von der katholischen Pfarrgemeinde St. Bernward und Pastor Andreas Anke von der ev.-luth. Markus Kirchengemeinde nahmen das Thema "Zeit für mehr Solidarität" in der kirchlichen Sichtweise auf. "Die Solidarität gilt den schwächeren Menschen", so Blasikiewicz, alle Menschen hätten dabei die "Pflicht zur Solidarität". Pastor Anke schlug in die gleiche Kerbe: Er erinnerte an die 50er Jahre, als es um die Einführung der 5-Tage-Woche ging, mit dem Spruch "Samstags gehört der Vati mir" ob wir nicht in die alten Tage zurückgefallen sind, denn heute würde die Arbeit die Menschen mehr denn je beanspruchen, um ein Auskommen mit dem Einkommen zu haben. "Arbeit ist nicht alles", rief er den Menschen zu. Untermalt wurde der Gottestdienst vom DGB-Chor aus Hannover. Als Hauptredner hatten die Lehrter den Bundestagsabgeordneten der Partei Bündnis 90 / Die Grünen, Sven-Christian Kindler, eingeladen. Abgerundet wurde die Veranstaltung vor dem Rathaus von den Ständen der SPD, Linken und Piraten, der IG Metall, Szialverband Deutschland, Antikriegshaus, Deutschen Kinderschutzbund und dem gastgebenden DGB. Hier wurden nach dem offiziellen Teil noch viele Gespräche geführt. Für die jüngsten Besucher stand zudem eine Hüpfburg aufgestellt und die Cheerleader der Blue Arrows des KKS "Tell" Hämelerwald begeisterten die Besucher.

In Hänigsen bot das Anschwimmen mit großer Kaffee- und Kuchentafel im Freibad einen gelungenen Rahmen, bei der rund 100 Zuhörer zur Mai-Kundgebung des DGB kamen. "Bislang hatten wir den Maifeiertag drinnen verbracht", so der DGB- Ortsverbandsvorsitzende Michael Miethe. Er sprach die Verantwortlichen der Freibadgenossenschaft an und so war das Freibad in diesem Jahr zum ersten Mal der Veranstaltungsort für die Mai-Kundgebung. Zudem waren die Kyffhäuser Hänigsen, die IG BCE, Landungsbrücke e.V.., Kunstspirale Hänigsen, der Bürgerschützenverein Hänigsen sowie die Freibadgenossenschaft Hänigsen mit Infoständen vertreten.

In ihren Grußworten betonten die beiden Bürgermeister aus Uetze, Werner Backeberg, und Burgdorf, Alfred Baxmann, die Wichtigkeit der Gewerkschaften. "Gute Mitarbeiter müssen auch gut bezahlt werden", sagte Baxmann. Er brach für "seine" Mitarbeiter auch mit deutlichen Worte eine Lanze: Es komme mittlerweile tagtäglich vor, dass die Mitarbeiter der Stadtverwaltung "aufs Übelste beschimpft werden", so Baxmann. Es sei längst nicht so, dass die Mitarbeiter zu wenig zu tun hätten. Das Gegenteil sei der Fall: Die Arbeitsverdichtung habe zugenommen, die Anspruchshaltung der Bürger ist ebenfalls gestiegen. Dagegen seien die Umgangsformen "dramatisch gesunken", so der Burgdorfer Bürgermeister. Es sei ein zunehmendes Problem, dass viele das eigene Ich in den Mittelpunkt stellen würden. Dabei solle sich die "Empörung gegen die soziale Ungerechtigkeit und nicht gegen die richten, die zu uns kommen und noch weniger haben", so Baxmann. "Wir erleben ein Stück weit Entsolidarisierung", erklärte auch Werner Backeberg. Zwar freue er sich über das viele ehrenamtliche Engagement in Uetze – die Freibadgenossenschaft sei ein Beweis für das enorme ehrenamtliche Engagement -, doch zeige dies an einer Stelle ein Scheitern auf: Die Gemeinde hätte nicht mehr das Geld, "Leistungen die normal sein sollten auch anzubieten. Das Geld ist da, aber nicht bei uns", erklärte Backeberg auf die soziale Ungerechtigkeit zwischen Managern und Bessserverdienern auf der einen Seite und denjenigen, die nicht so viel Geld zur Verfügung hätten auf der anderen.

Deutlich wurde auch der DGB-Abteilungsleiter für Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik, sowie Berufliche Bildung und Sozialpolitik, Lars Niggemeyer. Er richtete mahnende Worte an die SPD, die in der Steuer- und Rentenpolitik versagt habe. Gerade das Thema Renten und Altersarmut hob er in seinen Worten hervor. So sei eine Anfrage an die Bundesregierung auf die Frage, wie lange man arbeiten müsse, um über der Grundsicherung zu liegen, wie folgt beantwortet worden: "45 Jahre bei 11,86 Euro die Stunde". Vor dem Hintergrund des Mindestlohns sei dieses eine nicht akzeptable Situation, wodurch viele im Alter trotz Arbeit nicht soviel Geld zu Verfügung hätten, ohne Hilfe von außen zu leben. Die private Vorsorge, wie sie in den vergangenen Jahren propagiert wurde, habe nicht den einzelnen Menschen geholfen, sondern nur den Versicherern, so Niggemeyer, der von Gerhard Schröder über Carsten Maschmeyer einen Bogen zu Finanzdienstleistern wie dem AWD zog, die letztendlich davon profitiert hätten. Ein Blick nach Österreich zeige, wie es anders gehe. "Laut OECD hat Deutschland das niedrigste Rentenniveau aller Industriestaaten", so Niggemeyer. "Das Geld muss wieder bei den normalen Leuten ankommen und nicht nur bei denen an der Spitze", forderte er.

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