Uetze

Windkraft statt Freizeit: Modellfluggruppe in Uetze steht vor dem Aus

[UETZE]

Mehr als 110 Modellflieger in Uetze müssen um ihr Vereinsgelände zwischen Uetze und Bröckel bangen. Das Hannoversche Unternehmen WINDKRAFT regional GmbH hat im Bereich Uetze Nord-West einen Bauantrag für acht Windenergieanlagen mit einer Gesamthöhe von 184 Metern gestellt. "Das wäre für uns eine Katastrophe", sagt Sebastian Brandes, 1. Vorsitzender der Modellfluggruppe Uetze e.V. (www.mfg-uetze.de), die seit mehr als 40 Jahren ein Vorzeigegelände für den Modellflug betreibt. Einige der Anlagen sollen so weit an das Fluggelände heran reichen, dass sich die Modellflieger in ihrer Existenz bedroht sehen.

"Wir richten internationale Wettbewerbe wie die jährliche Weltmeisterschaft im Segelflug aus und betreiben aktive Jugendarbeit auf unserem Gelände", so Brandes weiter. Erst im vergangenen Jahr installierten die Modellflieger einen Stromanschluss für mehrere tausend Euro, welche die Mitglieder extra zusammen gespart hatten. Alle diese Aktivitäten und Investitionen sehen die Flieger durch den Bau der Windenergieanlagen bedroht. Durch die sogenannten Nachlaufturbulenzen, die durch den Bau der Anlagen in Hauptwindrichtung und die geringe Entfernung zum Fluggelände direkt über dem Flugplatz zu erwarten sind, sei ein sicherer Modellflug nicht mehr möglich. Dies bestätigt auch ein Gutachten, welches die Flieger haben erstellen lassen. Durch die drehenden Rotorblätter der Windräder würde die Luft hinter den Anlagen so verwirbelt, dass sich die Modellflugzeuge im schlimmsten Fall nicht mehr steuern lassen und abstürzten. Auch der Deutsche Aeroclub (DAeC), Dachverband vieler Modell- und auch manntragender Flieger in Deutschland, hat sich bei der Region Hannover zu Wort gemeldet und seine Bedenken zur Errichtung der Windenenergieanlagen geäußert. "Es soll ein Radius von 800 Metern um den Bezugspunkt ‚Sonderlandeplatz Uetze‘ gewährleistet sein, der frei von Windenergieanlagen bleibt", schreibt Udo Beran, Generalsekretär des Deutschen Aeroclubs. Der Verband sieht nicht nur die Mitglieder der Modellfluggruppe Uetze gefährdet. Da das Gelände der Uetzer regelmäßig für Wettbewerbe und Schulungen aller Art genutzt wird, ist der Modellflug auch über die Bundesgrenzen hinaus davon betroffen.

Auch sehen die Modellflieger ein weiteres Problem: "Wir haben dort mehrmals die Woche Jugendtraining", sagt Henri Sander, Jugendleiter des Vereins, selbst als erfolgreicher Pilot bei Deutschen- und Weltmeisterschaften. "Dieses findet immer in den Abendstunden statt. Sollten die Windräder so gebaut werden wie geplant, müssten wir in Zukunft mit einem Schattenwurf auf unserem Flugplatz rechnen, der das Fliegen und das Konzentrieren während des Steuern nahezu unmöglich macht." Die Modellfluggruppe, die in der Vergangenheit regelmäßig eng mit der Gemeinde Uetze zusammen arbeitete und Aktionen wie das "Schnupperfliegen" im Rahmen der Feriencard veranstaltete und damit das Angebot des "Freizeitland Uetze" unterstützte, müsste auch die Jugendarbeit einstellen, sollten die Pläne der WINDKRAFT regional GmbH genehmigt werden. Denn ohne geeignetes Gelände säßen die etwa 20 Kinder und Jugendlichen im alter von acht bis 18 Jahren "auf der Straße".

Nach vielen Gesprächen mit der Kommune, der Region und anderen Institutionen sieht Brandes sich machtlos. "Man fühlt sich an vielen Stellen nicht ernst genommen. In einer Gemeinde oder einer Region, wo das Ehrenamt sonst immer so groß geschrieben wird und die Jugendförderung an erster Stelle steht, muss das Freizeitangebot nun einem fragwürdigen Kapitalprojekt weichen. Nicht nur die Gemeinde Uetze scheint hier nicht genug zu unternehmen. Hier hatte man den Modellfliegern schon bei der Erstellung des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) am Anfang des Jahres einen Radius von 800 Meter um den Modellflugplatz angekündigt, der nicht für die Windenergie genutzt werden sollte. Leider stellte sich diese Aussage als nicht richtig heraus und der Modellflugplatz liegt weiter im Plangebiet für Windenergieanlagen. Auch die Genehmigungsbehörde betrachtet den Einspruch der Modellflieger bisher als rechtlich nicht ausreichend relevant. Der Bau von Windenergieanlagen sei ein Bauvorhaben von öffentlichem Interesse und dem Modellflug übergeordnet. Es ist ein "Kampf gegen Windmühlen". Für die Modellbauer ist dieses Zeitaufwendig und kraftraubend – und "das alles für das Ehrenamt. Aus diesem Grund hat die Modellfluggruppe die Angelegenheit nun an einen Anwalt gegeben. Hier wird nun geprüft inwieweit der Eingriff in den Luftraum über dem Modellflugplatz die Rechte der Piloten einschränkt. Für die Modellflieger die letzte Chance, einen Abstand von 800 Metern zur nächsten Windenergieanlage zu wahren. Nur so kann ihr Modellfluggelände, welches in mühevoller Arbeit von den Mitgliedern in 40 Jahren Vereinsgeschichte mit viel Arbeits- und Kapitalaufwand immer wieder verschönert und verbessert wurde, für die Zukunft geschützt werden.

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