Burgdorf

Das 30. Dreschefest stand unter dem Motto „Unsere Milch“

[SCHILLERSLAGE]

Warum am Sonnabend, wie im Vorjahr auch schon, das Burgdorfer "Entenrennen" nicht nur mit Wasser in der Aue, sondern auch verpflichtend mit Wasser von oben in einer Beziehung stehen soll, entzieht sich jedem Verständnis. Dass aber Dreschefest in Schillerslage mit blauem Himmel und Sonnenschein einen engen Zusammenhang bilden, ist für Besucher und Veranstalter eine selbstverständliche Verbindung. Somit waren am heutigen Sonntag in Schillerslage mit diesen Bedingungen die besten Voraussetzungen geschaffen das 30. Dreschefest zu feiern und die vielen Besucher mit einer zufriedenen übergroßen Strohballenfigur zu begrüßen.

Für einige Gäste aus Burgdorf begann am Morgen gegen 10:00 Uhr der Besuch des Dreschefest mit einer Landpartie vom Pferdemarktplatz aus. Im Fahrgastraum der Kutsche erfüllte Mutter Juliane mit Tochter Leonore und ihrem kleinen Bruder Tristan einen Anspruch dieser Landpartie "Familien dazu anzuregen, wieder einmal einen gemeinsamen Ausflug durch die Burgdorfer Landschaft zu unternehmen". So die "Burgdorf bewegt sich" Botschafterin Inga Ali im Vorfeld der Landpartie, zu der an diesem Sonntag auf Einladung des Stadtmarketing Vereins, neben der Kutschfahrt, eine Wanderung und eine Fahrradtour vom Pferdemarktplatz nach Schillerslage gehörte. Dass der Vater von Leonore und Tristan seine Abwesenheit in der Kutsche für einen Frühschoppen nutzte, bestätigte sich nicht. Am Ziel in Schillerslage wartete er bereits mit dem Kinderwagen für Tristan auf seine Familie.

Die angekündigte vierte Tour, mit einem Segway nach Schillerslage zu fahren, musste mangels Teilnahmeinteresse abgesagt werden, klärte SMB-Geschäftsführer Gerhard Bleich zum Start der Landpartie die Abwesenheit des Tourleiters Bernd Ulrich mit seinen Fahrgeräten auf. Brigitte Sturm bestieg dann zur Landpartie als Erste die Kutsche mit "Beifahrer" Holli von den lustigen Kobolden. Kutscher Ralf Bartels aus Katensen belegte, dass das Verbot mit dem Fahrer zu sprechen nicht erst seit dem Fahren in geschlossenen Omnibussen gilt. Seine Verantwortung für Pferde, Kutsche und Fahrgäste nahm er sehr ernst und schaffte es damit für eine Fotografie lang reserviert dreinzusehen. Kraftvoll gezogen wurden die Kutsche von den Pferden Locke und Don Camillo.

Das Freilufterlebnis einer Kutschfahrt vermittelt durch Fahrtwind und "Federungskomfort" durchaus das Gefühl von Geschwindigkeit, die an Begrenzungsschildern gemessen, dann doch eher einer Schrittgeschwindigkeit gleichkommt. Die Straßenkreuzung Sorgenser Straße über die B 188 ist vom Kutschbock aus gesehen sehr beindruckend, wenn man die entschleunigende Wirkung einer Kutschfahrt geniesst. Eine Anekdote am Wegesrand war sicherlich der mit silbern besprühten Schuhen dekorierte Zugang zur Sorgenser Schützenkate; der Anlass naheliegend.

Wer für das nächste Wochenende noch nichts vorhaben sollte, wurde spätestens am Ortseingang Otze nochmal ausdrücklich an den Otzer Kartoffelmarkt am 24. September erinnert. Nach der Kreuzung Sorgenser Straße/B 188 passierte die Kutsche dann einen weiteren Verkehrsknotenpunkt der Überlandstrecke bei der Überfahrt der Bahnlinie in Otze.

Die Windräder am Feldesrand nach Schillerslage gaben Gesprächsgrund zur seit langem vehement diskutierten Abstand neuer Windkraftanlagen zu den umliegenden Ortsbebauungen.

In Schillerslage gab es eine kurzweilige Begrüßung der Wanderer, Radler, Kutschenfahrer und VVV-Vorstand Karl Ludwig Schrader durch den Schillerslager Ortsbürgermeister Manfred Dunker und Wolfgang Heldt.

Kommentator Uwe Adlunger, dessen Feld für das 30. Dreschefest in Schillerslage auch in diesem Jahr wieder Veranstaltungsfläche ist, stand zu dem Zeitpunkt bereits auf der Vorführfläche für historische Landwirtschaft innerhalb des Festrundgangs.

Landwirt Heiner Wehrs führte dazu nicht nur altes Ackergerät vor, sondern kutschierte mehrmals johlende Kindergruppen auf einem Heuwagen rund um den Aktionsplatz.

Die aktuelle Diskussion zu den existenzbedrohend niedrigen Marktpreisen für Milch und Milchprodukte gab dieses Jahr das Festmotto rund um die Aktionsfläche auf dem Adlunger’schen Acker. Die Erntedankkrone, wie jedes Jahr liebevoll gebunden und aufgehängt, grüßte dazu weithin sichtbar.

Bürgerin Katrin Beier und Bürger Sven-Marc Hinckelmann aus Schillerslage demonstrierten den Weg der Milch von der Kuh über die Zentrifuge bis zum Schlagen und Stampfen zu frischer Butter. Das Ergebnis konnten die Festbesucher auch gleich mit einer Scheibe Brot unter frischer Butter probieren.

Der Schillerslager "Neubürger" Peter Scheel demonstrierte dazu den historischen Milchkannentransport auf ungünstigem Gelände mit dem Fahrrad. Eine der für Kinder angebotenen Mitmachstation war sinnverbunden das Nähen von Kuschelkühen. Ein weiteres, spontanes Angebot zum Kinderprogramm des Tages gestalteten Leon, Max und John aus Schillerslage mit dem Bau einer Strohburg. Darüber ob darin Stecknadeln zu suchen waren, gaben die drei Schillerslager Jungbürger keine Auskunft an Erwachsene.

Für Speis und Trank wurde auch dieses Jahr traditionell in Hütten und offenen Ständen gesorgt. Iris und Yvonne Scheffler hatten stramm zu tun, um den reichlichen Zwiebelkuchenbestellungen nachzukommen, ihren Spaß an der Sache dabei aber nicht verloren.

Zur Vorführung des alten Dreschwagens musste sich "Dreschmeister" Hendrik mit vollem körperlichen Einsatz um die notwendige Spannung der Transmission von einem Lanz Bulldog zu der historischen Maschine kümmern.

Matthias Schill von der Schillerslager Dorfschmiede erfüllte bei der Vorführung ländlichen Handwerks Prägewünsche auf Glückshufeisen.

Die Teilnehmer der Landpartie nahmen abschließend an einer Verlosung von verschiedenen Preisen, wie Burgdorfer Einkaufsgutscheine und Veranstaltungsfreikarten, teil, die von "Glückskind" Jonas gezogen wurden. Karl Ludwig Schrader bedankte sich bei Jonas für seinen Einsatz dann ebenfalls mit einem Burgdorfer Einkaufsgutschein.

Zur Rückkehr nach Burgdorf mit der Kutsche, mit Fahrrad oder auf Schusters Rappen, verabschiedeten Wolfgang Heldt und Manfred Dunker die Landpartieteilnehmer mit einer fraglos sicheren Aussicht auf das 31. Dreschefest im nächsten Jahr.

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